Lust for Youth

Die Reise des Duos aus Schweden und Dänemark, bestehend aus Hannes Norrvide and Malthe Fischer begann 2012 bei rauem Cold Wave und hat sich über die Jahre hinweg mit erstaunlicher Kontinuität zu einem Projekt entwickelt, das gross aufzuspielen vermag, zum Beispiel im Sydney Opera House. Das war 2023. Die Jahre dazwischen waren von Synth-Pop bestimmt, der immer raumgreifender wurde, wobei in den letzten zwei Jahren musikalische Facetten dazukamen, die augenscheinlich werden lassen, dass das Duo sich noch weiter wegbewegt vom einst eingeschlagenen Weg. Das Düstere Wellenbad von damals wird verlassen, das sentimentale Alleinsein im Trubel des wilden Geschehens am Strand weicht einem leuchtenden Beisammensein, einer neuen Strahlkraft, neuem Ozean, vielleicht.

Nach Abstecher zu Labels wie Avant! oder Posh Isolation – auf dem die Band 2023 mit «Blue Suzuki» einen 6-minütigen Ausflug zum Ambient hin machte – wird das kommende Album All Worlds wieder bei Sacred Bones erscheinen, bei dem Lust for Youth seit ihrem Erstling 2012 zuhause sind. Der Anfang März veröffentlichte Langspieler All World entstand gemeinsam mit Croation Amor aus Kopenhagen, der unter anderem bereits mit Yves Tumor veröffentlicht hat und durch seine experimentellen, ambientigen musikalische Ansätze im neuen Werk eine frische Brise aufkommen lassen dürfte. Wie weit der Ozean sein kann weiss niemand, wie weit und wohin die Wellen tragen, weiss nur das Meer allein.

Belia Winnewisser

Die Zürcher Produzentin und DJ Belia Winnewisser ist schon seit Längerem, spätestens aber seit ihrem Debüt Radikale Akzeptanz (Präsens Editionen, 2018) ein fixer, wichtiger Bestandteil der Schweizer Musiklandschaft. Im Dickicht der experimentellen elektronischen Musikhecke (/-wald) zuhause, arbeitet die Künstlerin vielschichtig, tritt in einen Dialog mit Atmosphäre, Klang, dem persönlichen Erleben – was sich in ihrer Musik widerspiegelt: Zwischen schmalen Spuren im einfachen Zimmer und dem wild um sich greifenden Getöse in einer weiten Halle findet sich so mancher Zwischenton, noisig, suchend, geräumig und bittersüss. Letzteres trifft besonders auf die am 4. April erscheinende EP Mirror zu. Ein ganz eigene Ertastung des Elektronischen im Pop und eine Reise durch Verletzbarkeit, Stärke und die Schönheit des Moments.